Eine Vision neuer Normalität

 

Rückkehr zur Normalität!? Der Wunsch ist groß. Ich finde es sehr spürbar, dass die Menschen mittlerweile erschöpft sind und sich zunehmend beeinträchtigt fühlen durch die vielen Maßnahmen der letzten Wochen. Und – ja, es gibt ja gerade zweifelsohne verschiedene Lockerungen. Analog-Shoppen ist z.B. wieder erlaubt, zaghaft öffnen auch Restaurants und auch Fußball wird es ab dem 16.05. wieder geben. Kinder dürfen (müssen – das sehen Eltern und Kinder sehr unterschiedlich) teilweise wieder Kitas und Schulen besuchen. Urlaub im Inland und einigen Nachbarländern scheint auch im Bereich des Möglichen zu liegen und große Unternehmen fordern im großen Stile Staatshilfen. Die üblichen Spinner und notorischen „Meckerheinis“ gehen zusammen mit rechten Verschwörungstheoretikern auf die Straße unter dem Deckmantel des Grundgesetzes, wollen aber eigentlich nur ihren Hass rausschreien und das System zerstören – so das schwarz-weiß Narrativ vieler Leitmedien. Ich war am Samstag einer davon. In Bad Münstereifel. Ca. 45-55 Menschen primär im Namen des Grundgesetzes bzw. gegen eine Impfpflicht. Alles friedlich und respektvoll und im Großen und Ganzen auch unter Berücksichtigung der Abstandsregeln (von auf der Demo 3 Metern). Ein bunter Haufen Menschen, keine populistischen Ansprachen, keinerlei offen rechtes oder aggressiv verschwörungstheoretisches Gedankengut. Eher die alternative „Hippie“-Fraktion. Aber sicherlich sehr kontroverse, provokante und zum Teil auch vom gesellschaftlichen Commonsense radikal abweichende Meinungen. So wie es sich für eine Demokratie gehört. Früher war das Meinungsvielfalt (auch nicht unbedingt immer im Sinne eines sich gegenseitig ernst Nehmens, aber immerhin), heute ist das schnell „Fake News“ und „Verschwörungstheorie“. Es darf also gar nicht sein. Böse. Zu wenig Differenzierung. Für meinen Geschmack.
Eine Freundin, die in Köln auf Demos unterwegs war berichtete Ähnliches. Eher buntes Treiben. Andernorts – z.B. in Berlin, wo die Polizei aber auch recht massive Präsenz zu zeigen scheint und zum Teil auch einige unliebsame Gesellen als Alphatierchen auftreten – mag es auch anders aussehen und auch die „rechte“ Gefahr – neben den aus meiner Sicht wesentlich bedrohlicheren globalen wirtschaftslobbyistischen Gefahren eines neoliberalen Systems außer Rand und Band – auf dem Schirm zu haben, ist sicherlich nicht blöd. Man denke nur an den NSU-Terror, in dessen Fahrwasser zum Teil auch die Rechtsstaatlichkeit des Staates äußerst fragwürdig erscheint. Ist die rechte Gefahr nur auf der Straße oder vielleicht gar in den politischen Institutionen? 
Und Spielplätze machen auch auch wieder auf. Irgendwie scheint sich langsam alles Richtung Normalität zu bewegen. Ab dem 14.05. werde ich auch wieder analog Yoga anbieten dürfen unter gewissen Auflagen.

Aber kann es so etwas wie eine Rückkehr zur Vor-Corona-Normalität geben? Alle Menschen mit denen ich darüber spreche (und das sind viele!) sind sich da einig: Nein. Die Welt, wie wir sie noch vor ca. 2 Monaten erlebten, diese Welt gibt es nicht mehr. Eine bloße Erinnerung. Denn selbst wenn alle Maßnahmen dauerhaft zurückgenommen werden sollten – und da sind wir ja heute – am 11.05.2020 – bei Weitem nicht -, wird es nicht so sein wie vor Corona. Die noch immer anhaltende, permanente und irreführende mediale Angst-Propaganda (anfangs ggf. sicherlich noch nachvollziehbar – was ist denn da los?, mittlerweile m.E. hochgradig unsinnig und gefährlich für die seelische und soziale Gesundheit von uns allen – und gilt es diese nicht genauso einzubeziehen in den Prozess? Siehe hierzu auch folgende Pressekonferenz aus dem UKE in Hamburg) sowie fragwürdige politische Entscheidungen (wie die Maskenpflicht – insbesondere Kinder finden uns (mich) Riesen mit Maske in meiner Wahrnehmung oft sehr unheimlich, Gehörlose werden auch zum Teil in sehr schwierige Situationen gebracht und die nach wie vor verbotene Berührung zwischen Menschen worunter viele ganz arg leiden) werden ihre Spuren hinterlassen. Da mir die Zeit fehlt dies ausführlicher darzustellen, verweise ich auf den Blog-Artikel einer Traumatherapeutin, der mir zugeschickt wurde (vielen Dank an Alex) und über dessen grundlegende Themen ich seit Wochen mit Menschen spreche. Die größte Gefahr der aktuellen Situation ist die Angst. Nicht das Virus.

Es ist uns in Deutschland erfolgreich gelungen Menschenleben zu retten. Das ist wunderbar. Die Krankenhäuser waren zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd in Situationen, wie wir sie aus anderen Ländern gesehen haben (aber auch dort war es m.W. nach kein flächendeckendes Phänomen, sondern betraf in der Regel nur einzelne Regionen). Im Gegenteil – Kliniken


haben zum Teil Kurzarbeit beantragt. Die im Vergleich zu anderen Ländern hohe medizinische Qualität auf deutschen Intensivstationen – wie mir eine befreundete und erfahrene Ärztin, die selbst in einer Klinik arbeitet, erzählte – hat u.a. dazu beigetragen, dass Menschenleben gerettet werden konnten. Große Dankbarkeit dafür.

Wenn es jetzt aber darum geht uns mit einer neuen Normalität anzufreunden, geht es um ganz andere Aspekte als rein medizinische oder epidemiologische. Was genau heißt es „Leben zu schützen“? Wie wollen wir miteinander leben? Wie kann es möglich sein, Andersartigkeit und eigene Meinung so zu leben, dass sie nicht als Bedrohung interpretiert wird bzw. andersherum: Wie kann ich die Andersartigkeit eines anderen wertschätzend anerkennen (und trotzdem meine eigene Haltung beibehalten), ohne mich über sie zu erheben bzw. sie abzuwerten? Wie komm ich raus aus den immer wieder vorherrschenden schwarz-weiß, links-rechts, gut-böse, Freund-Feind-Dichotomien, die das Leben individuell wie kollektiv so anstrengend machen? Einander zuhören – offen und unvoreingenommen – ist hier ein guter Schritt, anstatt lediglich die andere Meinung mittels der eigenen genialen oder aggressiven Argumentation zu vernichten.

Aktuell sind (waren) nicht nur Grundrechte arg eingeschränkt, sondern auch Grundbedürfnisse. Gesichtern begegnen (anstatt Masken), sich berühren und in den Arm nehmen (anstatt auf Distanz bleiben), physische Gemeinsamkeit erleben (anstatt überwiegend virtuelle Verbindung), Abschied von Verstorbenen nehmen, gemeinsam singen, beten, meditieren, spielen, Sport treiben. Wie sieht es aus mit dem Schutz des sozial-seelisch-geistig-spirituellen Lebens (und wo ist hier die kritische Position z.B. der Kirchen abgesehen von den paar wildgewordenen Kardinälen)? Das biologische Leben ist hierfür sicherlich eine wichtige Grundvoraussetzung und natürlich und ohne jeden Zweifel schützenswert. Wie stark und nachhaltig und absolut darf dieser Schutz aber das sozial-geistig-seelisch-spirituelle Leben in seiner Entwicklung und seinem Sein beeinträchtigen? Die katholische Kirche muss sich ja auch mit dem Vorwurf abfinden, dass sie ungeborenes Leben noch vor der Empfängnis um jeden Preis schützen möchte, selbst wenn es unverhältnismäßig ist. Die Regierungen brauchen jetzt eine ähnliche kritische Reaktion hinsichtlich der Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen. Ich werde isoliert, ohne Kontakt, ohne Perspektive, braves Rädchen im System, begrenzt auf eine reine Funktionalität, ggf. isoliert von meiner Familie im Pflegeheim oder Krankenhaus – aber ich lebe. Aber spüre ich mich auch? Erlebe ich meine Lebendigkeit bewusst und als großes Geschenk? Bin ich entspannt in mir? Oder schäme ich mich schon eher dafür, dass ich lebe (wo andere doch sterben), oder habe ich Angst davor, dass ich oder Freunde/Verwandte sterben könnten und das ich vielleicht sogar potentiell schuld bin daran, da ich das Virus ja in mir tragen könnte? Oder vielleicht werden andere mir zunehmend suspekt als potentielle Keimträger und Seuchenverbreiter (dabei sind aktuell – am 10.05.2020 – und offiziell laut RKI nur ca. 17.000 Menschen (!) infiziert in Deutschland, die Dunkelziffer wird wohlgemerkt deutlich darüber liegen). All das gehört dazu zu dieser neuen Realität und ist aus meiner Perspektive – sei es bewusst oder unbewusst – massiv medial und auch politisch begünstigt worden. Angst regiert. Und Angst ist keine wünschenswerte Regentin. Denn sie erschafft einen Raum in dem Menschen weniger kritisch und leichter „manipulierbar“ werden. Ob das jetzt von gewissen Lobbykräften bewusst ausgenutzt wird oder ggf. sogar aktiv unterstützt wird oder auch nicht, das sei dahingestellt. Alles möglich.

In diesem Sinne: Bleib wach oder wache auf! Unbedingt. Glaube nicht blind! Fühle und denke für dich selbst! Folge niemandem ohne kritisch zu hinterfragen – weder Ken Jebsen und seinen m.E. berechtigten kritischen (zum Teil zu aggressiv und populistisch vorgetragenen ggf. aber auch aus Frust heraus?) Beiträgen, noch Bill Gates und seinen aus meiner Perspektive wahnhaften und anmassenden Ideen abseits jeglicher Form von gesunder menschlicher Demut, noch deinen Kollegen oder Freunden, wenn Du eigentlich eine andere Sicht hast. Sei konstruktiv, sei kooperativ, sei kritisch auch mit Dir selbst und meinungsflexibel (es geht nicht um Recht haben, es geht um das Wohl von uns allen) – aber steh zu Dir selbst, deinen Gedanken und Gefühlen, deinen Überzeugungen, deinem Bauchgefühl und deiner Wahrnehmung! Damit übernimmst Du Verantwortung für dich und deine Umwelt und versteckst dich nicht hinter den Haltungen anderer! Du machst dich (an)greifbar und gleichzeitig wundervoll transparent und authentisch. Dies ist für mich eine wundervolle Vision von neuer Normalität! Das gesellschaftliche System darf dabei so reduziert und simpel sein, wie es irgendwie geht, mit möglichst wenig Manipulationshintertürchen (denn die Versuchung ist da!). Den Rest macht immer der Mensch. Das System ist immer nur so stark und solidarisch, wie die Menschen, die es mit Leben füllen. Der selbstverantwortliche und selbstbewusste Mensch, der sich seiner Möglichkeiten und Grenzen, seiner Potentiale, Stärken und Schwächen bewusst ist. Der selbstverantwortliche und selbstbewusste Mensch, der sich auch seiner Einbettung in ein natürliches Lebenssystem bewusst ist und sich daher nicht nur selbst innerhalb dieses Lebensystems schützt (z.B. vor Viren), sonder dieses kostbare Lebenssystem auch vor dem Menschen selbst schützt (z.B. vor Umweltgiften und Ressourcenausbeutung jeglicher Art). Es gibt Alternativen zu Casino- und Heuschreckenkapitalismus, Waffenexporten und Glyphosat und diese wären perspektivisch vermutlich viel viel schöner und vor allem nachhaltiger für den allergrößten Teil der Menschheit. Warum diese politisch nicht umgesetzt werden bleibt dahingestellt und ist in Anbetracht des Kraftaktes, der grade unternommen wird, nicht nachvollziehbar, wäre es doch sososososososososoviel leichter z.B. Glyphosat zu verbieten (nachweislich schädlich für unseren Planeten) im Vergleich zu den aktuellen massiven Massnahmen (aufgrund zum Teil fragwürdiger Datenlage). Und nicht ein eniziges Grundrecht oder Grundbedürfnis müsste dabei beschnitten werden.
Die Vision einer neuen Realität – nicht einfach bloß wieder hochfahren und versuchen dort weiter zu machen, wo wir aufgehört haben. Selbstkritisch in uns gehen. Ein Prozess ernstgemeinter Transformation. Wenn nicht jetzt – wann dann? Krisen sind ja genau die Chance dafür. Der selbstverantwortliche und selbstbewusste Mensch, der um das Wohl aller bemüht ist (wobei selbstverständlich auch echte Konflikte entstehen – keine illusorische, aufgesetzte und somit wachstumsnegierende Friede-Freude-Eierkuchen-Harmonie) und lebensverachtende Kriege – im kleinen wie im großen – und damit verbundene Flüchtlingsströme unter allen Umständen vermeiden möchte. Jeder Mensch sollte das Recht haben dort friedlich zu leben, wo er leben möchte in einer grundsätzlich überall lebenswerten und menschenfreundlichen Welt (und oft ist das dann aus meiner Sicht die Heimat, denn wir haben Wurzeln, die uns wichtig sind) und nur freiwillig und nicht aus Not heraus und oftmals noch schwer traumatisiert dazu gezwungen werden, die Heimat (der Wahl) zu verlassen. Der selbstverantwortliche und selbstbewusste Mensch, der sich selbst, seinem gegenüber und seiner Umwelt respektvoll und wertschätzend begegnet. Das ist meine lebendige Vision einer neuen Normalität und ich freue mich über jede(n), der oder die dabei sein möchte. Denn es ist ein ebenso langer wie absolut lohnenswerter Weg.

Dieses Video von einer Ärztin aus Oldenburg passt ganz schön zu meinem Artikel:

https://www.youtube.com/watch?v=_DA4wsGUYtc

und dann diesen Artikel aus der NWZ dazu:
https://www.nwzonline.de/plus-oldenburg-stadt/oldenburg-menschenwuerde-demo-in-oldenburg-polarisierende-protestaktion-gegen-einschraenkungen-in-corona-pandemie_a_50,8,810040614.html

Ebenso diese Inspirationen hinsichtlich einer neuen Politik jenseits der vereinnahmten Parteiendemokratie:
https://kenfm.de/am-telefon-zu-tschuess-parteiendemokratie-lothar-hirneise/

 

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